Cannabis–hilft es auch bei Angst, ADHS oder Depressionen?
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Seit etwa zweieinhalb Jahren können schwerkranke Menschen in Deutschland sich von ihrem Arzte cannabishaltige Medikamente oder Cannabisblüten verschreiben lassen.
Unklar ist bisher immer noch, bei welchen Erkrankungen cannabishaltige Medikamente helfen können.
Es ist eben noch nicht ausreichend erforscht, welchen medizinischen Nutzen Cannabis auf unterschiedliche Krankheiten hat.
Die Apotheken in Deutschland lösten im Jahr 2018 rund 95.000 Rezepte für Cannabis ein. Die Gründe der Verschreibung waren neben chronischen Schmerzen, Multipler Sklerose und Epilepsie. Für eine Verschreibung gab es aber auch Gründe wie zum Beispiel Angststörungen, das Tourette-Syndrom und ADHS, schreibt die Techniker Krankenkasse.
Bis heute ist Cannabis illegal. Erlaubt ist es nur, wenn Ärztinnen und Ärzte es schwerkranken Menschen in Ausnahmefällen verschreiben. Verschreiben können sie es in Form von getrockneten Blüten oder Extrakten und als Arzneimittel mit den Wirkstoffen Dronabinol und Nabinol. Das aber auch nur, wenn eine Aussicht auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf vermutet wird. So zumindest steht es im Gesetz.
Jetzt hat eine Gruppe von Wissenschaftlern eine sogenannte Meta-Analyse durchgeführt. In der Studie wurden sechs verschiedene Krankheiten berücksichtigt. So wurden die Auswirkungen des Cannabis-Konsums auf Depressionen, Angststörungen, ADHS, Psychose, Posttraumatischer Belastungsstörung und Tourette-Syndrom hin untersucht.
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Ausgewertet wurden insgesamt 83 Studien mit insgesamt ca. 3.000 Teilnehmern.
Die Auswertung ergab, dass Medikamente mit dem Cannabiswirkstoff THC wohl Angststörungen lindern kann.
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Bei einer einzelnen Studie kam man jedoch zu dem Ergebnis, dass THC-haltige Medikamente, bei Patienten, die an einer Psychose litten, die Angststörungen sich weiter verschlimmerten.
Aus den vorliegenden Studien ließ sich jedoch nicht ableiten, dass cannabishaltige Mittel eine über den Placeboeffekt hinausgehende positive Wirkung bei den genannten Krankheiten haben.
Zu beachten ist zudem, dass die Einnahme von cannabishaltigen Medikamenten häufiger unerwünschte Nebenwirkungen haben. Auch brachen mehrere Probanden die Studie vorzeitig ab, die statt eines wirkstofffreien Placebos ein cannabishaltiges Medikament erhielten.
Veröffentlicht wurde die Studie im Fachblatt The Lancet Psychiatry.
Das Fazit der Gruppe um Louisa Degenhardt vom australischen National Drug and Alcohol Research Centre in Sydney: Es fehlen einfach hochwertige Studien zur Wirkung von Cannabis bei den aufgezählten Krankheiten. In den von uns ausgewerteten Studien litten die Teilnehmer etwa unter Multipler Sklerose oder starken Schmerzen und zusätzlich unter einer Angststörung oder Depression.
Weiter schreiben die Wissenschaftler, dass der Einsatz cannabishaltiger Mittel bei den genannten sechs Krankheiten aufgrund der dünnen Datenlage und bekannter Risiken des Konsums nicht empfehlenswert ist.
Auch sollten Ärzte und Patienten, die sich für ein cannabishaltiges Medikament entscheiden, positive oder negative Effekte genau beobachten.
Wann hilft Cannabis?
Seit langem werden Cannabinoide bei Patienten mit chronischen Schmerzen bei Multipler Sklerose, Neuropathie, Rheuma und Krebs genutzt. Zudem können sie bei Anorexie hilfreich sein, um den Appetit anzuregen. Das gilt auch für Patienten die wegen HIV/Aids, Tumorerkrankungen oder Alzheimer stark an Gewicht verloren haben.
Zudem berichteten Patienten, die Cannabinoide während einer Chemotherapie bekamen, dass sie weniger Übelkeit und Erbrechen hatten. (Deutsches Ärzteblatt International: Grotenhermen et al. 2012 und Pharmacological Review: Pacher et al. 2006).
Der wichtigste Wirkstoff von Cannabis ist das THC. Er wirkt psychoaktiv, schmerzlindernd und muskelentspannend. Für Krebspatienten ist vor allem die appetitanregende Wirkung wichtig, da der Appetit häufig durch die Chemotherapien verlorengeht. Das enthaltene Cannabidiol ist im Gegensatz zum THC nicht psychoaktiv. Dieser Inhaltsstoff wird aber bei Epilepsie, Schlaf- und Bewegungsstörungen sowie bei Psychosen eingesetzt. Zudem kann es zur Wirkungsunterstützung zum THC eingesetzt werden, da es schmerzlindernd und antidepressiv wirkt.
Oktober 2019
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