33.000 Europäer sterben jährlich an Super-Keimen
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An antibiotikaresistente Bakterien sterben immer mehr Menschen, wie eine neue Auswertung der europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC zeigt.
Jährlich werden 670.000 Infektionen mit multiresistenten Keimen gemeldet. Die meisten davon von Kliniken und Praxen.
Auch die Anzahl der Todesfälle ist massiv angestiegen. Im Jahr 2015 gab es europaweit fast doppelt so viele Infektionen wie noch 2007. Ein Grund dafür ist unter anderem der großzügige Einsatz von Antibiotika.
Bild: pixabay website5
Antibiotika-resistente Bakterien verursachen europaweit jährlich etwa 33.000 Todesfälle. Dies schätzen Experten nach der Auswertung von Daten, die unter anderem ein europäisches Netzwerk zur Beobachtung antimikrobieller Resistenzen (EARS-Net) im Jahr 2015 erhoben hatte.
Zwischen einzelnen Ländern gebe es teils erhebliche Unterschiede, berichtet die internationale Forschergruppe im Fachblatt "The Lancet Infectious Diseases".
So schätzt die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), dass bis zum Jahr 2050 in wohlhabenden Ländern 2,4 Millionen Menschen an multiresistenten Keimen sterben könnten. Deutschland ist eines dieser wohlhabenden Länder und somit davon betroffen. Um das zu verhindern, muss sich der Umgang mit Antibiotika ändern.
In Deutschland sterben durch multiresistente Keime jährlich 2.300 Menschen. Eben an einer Infektion, gegen die es keine oder nur wenige wirkende Antibiotika gibt.
Die Studie wurde von Alessandro Cassini und seinem Team von der EU-Gesundheitsbehörde ECDC in Solna (Schweden) durchgeführt. Ausgewertet hatten sie für ihre Studie Daten aus 30 Ländern der Europäischen Union und des europäischen Wirtschaftsraumes.
Hauptsächlich konzentrierten sich die Wissenschaftler auf acht verschiedene Bakterienarten, die Resistenzen gegen einzelne oder Kombinationen von Antibiotika aufweisen. Die Bakterien verursachen zum Beispiel Harn- und Atemwegsinfekte, Infektionen der Blutbahn und an Operationswunden.
Infizieren sich Menschen mit diesen Keimen, schlagen die entsprechenden Antibiotika nicht mehr an oder es werden noch wirksame Antibiotika zu spät verabreicht, weil die Resistenzen nicht frühzeitig genug erkannt werden. So können auch harmlose Infektionen dann schwer oder sogar tödlich verlaufen.
Auch werteten die Wissenschaftler Angaben aus früheren Studien aus, etwa zum Verlauf solcher Infektionen oder bleibenden gesundheitlichen Problemen.
Im Krankenhaus ist es am problematischsten, die Übertragung multiresistenter Keime zu verhindern.
Zusammen mit der Auswertung früherer Daten kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2015 knapp 672 000 Infektionen mit den untersuchten Bakterien auftraten und das 33.110 Menschen an einer Infektion starben. Etwa drei Viertel der Erkrankungen mit antibiotikaresistenten Keimen wurden in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen des Gesundheitssystems festgestellt, berichten die Wissenschaftler. In 39 Prozent der betrachteten Fälle seien die Patienten mit einem Keim infiziert, gegen den auch Reserve-Antibiotika nichts mehr ausrichten können. Die Behandlung einer Infektion ist dann nur noch sehr schwer, teils gar nicht mehr möglich.
Als besonders schlimm erwiesen sich Escherichia-coli-Stämme, gegen die mehrere Antibiotika versagt haben. Es sollen fast 10.000 Todesfälle pro Jahr auf deren Konto gehen. Mehr als 7.000 Menschen sollen am Staphylococcus aureus (MRSA) im gleichen Zeitraum verstorben sein.
Beide Keime sind weit verbreitet und für gesunde Menschen überwiegend harmlos. Gelangen sie jedoch in die Körper Schwerkranker oder Neugeborener, können sie tödliche Infektionen hervorrufen.
November 2018
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