Glyphosat - Neue Zulassung für das Pflanzengift
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Glyphosat ist nicht nur in Deutschland das meist eingesetzte Pflanzengift, auch weltweit ist es das am häufigsten verwendete Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff zur Unkrautvernichtung. Knapp 40 Prozent der konventionell bewirtschafteten Ackerfläche in Deutschland wird mit glyphosathaltigen Pflanzengiften behandelt. Auch wird Glyphosat sehr häufig in privaten Gärten verwendet.
Das Pestizid kommt seit den Siebzigerjahren in der Landwirtschaft und bei Privatleuten zum Einsatz. Seit Ablauf des Patents im Jahr 2000 wird es von verschiedenen Herstellern vertrieben. Nach Angaben des Europaparlaments ist der weltweite Verbrauch in den vergangenen Jahrzehnten um das 260-Fache angestiegen - von 3200 Tonnen im Jahr 1974 auf 825.000 Tonnen im Jahr 2014.
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Problem mit Glyphosat
Für eine weitere Zulassung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat hat sich das Europaparlament ausgesprochen. Geplant ist jetzt jedoch nur noch eine sieben- und nicht fünfzehn Jahre dauernde Zulassung, so von der EU-Kommission empfohlen. Auch fordert das Parlament die EU-Kommission auf, einen Plan zu erarbeiten wonach der Einsatz des Pflanzengifts zu reduzieren ist. Zudem sollte auf bisher erlaubte Zusatzstoffe verzichtet werden.
Dieser Kompromiss wurde in Straßburg mit klarer Mehrheit verabschiedet. Grüne und Linke Abgeordnete hatten die Forderung gestellt, die Zulassung nicht zu erneuern, da Glyphosat in Verdacht steht krebserregend zu sein. Die Abgeordneten fanden mit ihrer Forderung aber keine Mehrheit.
Die Gegner der weiteren Zulassung von Glyphosat verwiesen auf das Studienergebnis der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), die Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend einstuft.
Nur kam die zuständige EU-Behörde Efsa (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) zu einem anderen Ergebnis. Nach ihrer Analyse stufen sie Glyphosat als wahrscheinlich nicht krebserregend ein, wenn das Mittel bestimmungsgemäß angewendet wird.
Glyphosat in Lebensmitteln
Fest steht zwischenzeitlich, dass winzigste Spuren von Verunreinigungen in Lebensmitteln nachgewiesen worden sind. Auf Grund dessen stellt sich die Frage, ob das sein darf oder ob man sich auf Grenzwerte einigen muss. Vor allem deswegen, solange nicht abschließend geklärt ist, ob Glyphosat krebserregend ist oder nicht.
Glyphosat Rückstände wurden auch bei Probanden in Muttermilch sowie im Urin festgestellt.
Auch macht sich das durch Spenden finanzierte Umweltinstitut München gegen eine weitere Zulassung von Glyphosat stark. Das Institut hatte eine Studie über im Bier gefundene Rückstände des Herbizids veröffentlicht.
Zu den Glyphosat-Kritikern zählt auch der Öko-Dachverband BÖLW (Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft). Seine Mitglieder kommen ohne Glyphosat und anderen Unkrautvernichtungsmittel aus und setzen stattdessen auf Fruchtfolgen und Ackerbaumethoden wie Pflügen und Striegeln, um Unkräuter einzudämmen. In Deutschland gibt es 25.000 Biobauern von rund 280.000 landwirtschaftlichen Betrieben. Zudem fordert der Verband, dass es auf Pestizide eine Abgabe geben müsste, da der Einsatz von Pestiziden zu Wettbewerbsverzerrungen führe. Zudem sei der massive Verlust an Artenvielfalt, Verunreinigungen des Trinkwassers oder gesundheitliche Folgekosten nicht Teil des Preises konventioneller Produkte.
Was sagen die Hersteller von Glyphosat
Zusammengefast sind die Hersteller in der Glyphosat Task Force, kurz GTF.
EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis hatte von der GTF gefordert die eigenen Studien, in denen es um eine mögliche Krebsgefahr durch das Pestizid geht, zu veröffentlichen. Es geht hierbei um die Studien, die die Efsa (EU-Behörde für Lenensmittelsicherheit) herangezogen hat, um zu ihrem Ergebnis zu kommen, dass Glyphosat wahrscheinlich nicht krebserregend sei.
Jedoch äußerte sich die GTF in einem Brief an den Kommissar, dass eine vollständige Veröffentlichung der 14 Studien aus Gründen des geistigen Eigentums und vertraulichen Informationen nicht möglich sei. Zudem gebe es genug wissenschaftliche Fachbeiträge über Untersuchungen die veröffentlicht wurden und auch einige Datensätze im Internet zu diesem Thema.
Weiter schlug die GTF vor, Versionen der Studien in Leseräumen auszulegen, in denen vertrauliche Informationen und personenbezogene Daten entfernt wurden. Vorstellen könnte man sich weiter, dass Interessierte unter Aufsicht, etwa in Räumen der Efsa die Unterlagen lesen und sich handschriftliche Notizen machen könnten. Wobei Kopien oder Fotografien verboten sind. Zudem könnten die GTF Mitglieder verlangen, dass ihnen die Namen der Lesesaal-Besucher übermittelt werden.
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Bitte beachten Sie: Die hier gefundenen Informationen ersetzen keinen Arztbesuch. Wenden Sie sich bei Krankheiten und Beschwerden an einen Homöopathen oder Arzt.