Herz - Sind Operationen oft überflüssig?
Krankheiten
Laut einer neuen Studie sind Stents- und Bypass-Operationen nicht immer nötig, um bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu behandeln.
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In einer vom US-Gesundheitsministerium geförderten Studie kamen Wissenschaftler jetzt zu dem Ergebnis, dass diese operativen Eingriffe möglicherweise in vielen Fällen nicht notwendig sind. Stattdessen sagen die Forscher, dass eine Änderung des Lebensstils zusammen mit Medikamenten oft die bessere Behandlungsmethode sei, um das Risiko einen Herzinfarkt zu bekommen, zu senken.
Die übliche Behandlungsmethode bei einer chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankung, wie zum Beispiel bei Arteriosklerose und koronarer Herzkrankheit (KHK) ist das Einsetzen eines Stents oder die Bypass-Operation.
Stents, auch Gefäßstützen genannt, bestehen aus einem Metallgeflecht, das in eine verengte Arterie eingesetzt wird. Diese Gefäßstützen sollen das verengte oder verschlossene Herzkranzgefäß wieder öffnen, um die ausreichende Blutversorgung wieder zu gewährleisten.
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Studie
An der Studie nahmen 5.179 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Arterienverkalkung aus 37 Ländern teil. Jeder fünfte der Teilnehmer klagte über regelmäßigen Brustschmerz. Welche Behandlung der einzelne Proband erhielt, eine alleinige medikamentöse Therapie, das Einsetzen von Stents oder eine Bypass-OP, wurde per Zufallsprinzip ausgewählt.
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Die Studienteilnehmer wurden über einen Zeitraum von sieben Jahren begleitet. Während dieser Zeit standen alle Patienten unter Beobachtung. So erhielten sie eine Beratung zu ihrem Lebensstil oder sie wurden ermutigt abzunehmen, mit dem Rauchen aufzuhören, die Ernährung umzustellen oder häufiger Sport zu treiben.
Die Hälfte der Studienteilnehmer wurde zusätzlich operiert. Sie bekamen einen Stent oder einen Bypass eingesetzt.
- Von den Patienten, die einen Stent oder einen Bypass bekamen starben 145.
- 276 von den Stent- und Bypass Patienten erlitten einen Herzinfarkt.
- Bei den Probanden, die nur eine medikamentöse Behandlung bekamen, starben 144 und 314 Patienten erlitten einen Herzinfarkt.
Vorgestellt wurde die Studie bei einem Treffen der American Heart Association.
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Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass es auf mehrere Jahre betrachtet bei stabilen koronaren Herzkrankheiten keinen großen Unterschied zwischen invasiven und medikamentösen Therapien gibt. Nur bei den Probanden mit regelmäßigem Brustschmerz gab es eine Abweichung. Nach einer Stent- oder Bypass-Operationen kam es weniger zu Brustschmerzen. Sie waren nach einer OP zu 50 Prozent schmerzfrei, verglichen mit nur 20 Prozent der Patienten, die lediglich ihren Lebensstil änderten und Medikamente erhielten.
Andere Meinungen
Uneinig sind sich viele Kardiologen darüber, von welcher Therapie Herzpatienten am meisten profitieren. Bei einer starken Verengung eines Herzkranzgefäßes kommt es immer noch zur Therapie einer Bypass-Operation oder zum Einsetzen eines Stents zur Wiederherstellung der Durchblutung.
So führte Alice Jacobs, Kardiologin an der Boston-Universität, gegenüber der New York Times aus: „Die Studienergebnisse werden unser klinisches Denken verändern“.
Koronare Herzerkrankung- KHK
Es kommt bei Koronarer Herzerkrankung (allg. KHK) zu Verengungen der Herzkranzgefäße (Arteriosklerose), so dass der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden kann. Im schlimmsten Fall kann diese sehr ernstzunehmende Erkrankung zum Herzinfarkt führen. Viele Patienten bemerken diese Krankheit im Anfangsstadium nicht, da sie frei von Beschwerden sind.
Die Wände der Arterien, die den Herzmuskel mit Blut versorgen verfetten, verkalken und verdicken sich, so dass der Blutstrom behindert oder sogar unterbrochen wird. Dies führt zu einer Mangeldurchblutung des Herzmuskels, zum Herzinfarkt oder zum plötzlichen Herztod.
November 2019
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