Krebsforschung – Hilft Methadon gegen Krebs
Krankheiten
Forscher des Universitätsklinikums Ulm wollen untersuchen, ob Methadon bei Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs wirksam ist oder nicht.
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Das teilte die Deutsche Krebshilfe mit, die die Studie, die bis 2026 läuft, mit 1,6 Millionen Euro unterstützt.
Starten soll die Studie im ersten Quartal 2020. Mit ersten Ergebnissen wird frühstens 2022 gerechnet.
Langfristig sollen in zwei Gruppen jeweils etwa 30 Probanden begleitet werden. Die erste Gruppe bekommt neben der Chemotherapie auch Methadon verabreicht, während die zweite Gruppe wie üblich mit Chemotherapie sowie bei Bedarf mit Morphium oder anderen Schmerzmitteln behandelt werden.
Schon seit längerer Zeit wird Methadon als Wunderwaffe gegen Krebs gelobt. Bisher gibt es aber nur Experimente an Zellen und Tieren, die erfolgreich waren.
Weltweit bekannt ist Methadon als Schmerzmittel und Heroinersatz. Methadon wird künstlich hergestellt und ist dem Opium sehr ähnlich.
Experimentelle Forschungen der Chemikerin Claudia Friesen vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Ulm aus dem Jahr 2008 kamen zum Ergebnis, dass Blutkrebszellen vermehrt abstarben und ihre Widerstandskraft gegen eine Chemotherapie abnimmt, wenn sie mit Methadon behandelt wurden. Erhärtet wurde dieses Ergebnis durch Forschungen mit Zellkulturen anderer Tumore.
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Das Forschungsergebnis von Claudia Friesen wurde 2017 in mehreren Medienberichten veröffentlicht.
Zudem führte Claudia Friesen mehrere Auftritte im Fernsehen, um ihre Forschung zu erklären.
Danach warfen ihr Kritiker vor, einen Methadon-Hype ausgelöst zu haben. Es kam auch zu Berichten in verschiedenen Medien, dass Menschen noch am Leben seien, da sie neben ihrer eigentlichen Therapie auch Methadon bekommen hätten.
Professor Wolfgang Wick, Direktor der Neurologischen Uniklinik Heidelberg und Leiter einer Forschungsabteilung am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) warnte damals vor dem, wie er es nannte „Methadon-Hype“. Er kritisierte auch, dass diese experimentelle Forschung so früh in der Öffentlichkeit diskutiert wird.
Wenn Vermutungen ohne gesicherte Datenlage in der Öffentlichkeit diskutiert würden, könnten Patienten leicht das Gefühl bekommen, von bereits bestehenden Möglichkeiten abgeschnitten zu werden, mahnte er.
Auch kam es dazu, dass Betroffenen, die von ihrem Arzt kein Methadon bekamen, vorgeworfen wurde, von der Pharmaindustrie gekauft worden zu sein.
Zwischenzeitlich gibt es eine Petition mit rund 53.000 Unterschriften um weiterführende Studien zu der Wirksamkeit von Methadon gegen Krebs zu erforschen.
Vertreter des Forschungsministeriums stehen hinter dieser Forderung im Petitionsausschuss des Bundestages. So erklärten sie: Die Bundesregierung stehe „der Förderung klinischer Studien zum Einsatz von Methadon in der Krebstherapie offen gegenüber“.
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Mit der Entscheidung der gemeinnützigen Stiftung Deutsche Krebshilfe, zu einer klinischen Studie einer möglichen Methadon-Wirkung bei Darmkrebs ist ein Anfang gemacht.
Ein Beschluss zur staatlichen Finanzierung der Forschung bestehe bis jetzt aber nicht.
Klar war damals schon, dass Einzelfälle in der Medizin nicht als Beweis für die Wirksamkeit eines noch weitgehend unerprobten Mittels gelten können.
Die Langzeitstudie in Ulm begrüßt Professor Wolfgang Wick. Er findet die Idee, dass durch eine zusätzliche Behandlung eine Chemosensibilisierung erreicht werden soll, gut.
November 2019
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