Migräne: Ursache, Symptome und Therapie
Beschreibung Migräne
Häufigkeit Migräne
Wie entsteht Migräne?
Die Unterschiedlichen Migräne formen
Migräne mit Aura (Migraine accompagnée)
Migräne sans migraine
Vestibuläre Migräne
Hemiplegische Migräne
Menstruelle Migräne
Chronische Migräne
Abdominelle Migräne
Migräne bei Kindern
Untersuchung und Diagnose – Migräne
Kopfschmerztagebuch
Medikamente
Körperliche Untersuchung
Manchmal hämmert der Schmerz vom Hinterkopf heran. Mit jedem Pulsschlag dröhnt er stärker und breitet sich langsam über den gesamten Schädel aus. Ein anderes Mal zieht er von den Schläfen herauf, um sich wie ein Nervengewitter im Kopf nach allen Seiten zu entladen. Jede Bewegung verursacht dann Pein, die von Minute zu Minute zunimmt. Als würden ihnen Stacheldrähte durch das Hirn gezogen, so beschreiben Leidende ihre Qual. Oder aber der Kopf sei in einem Schaubstock eingezwängt, der immer fester zugezogen werde. Den meisten Betroffenen hilft dann nur eines: absolute Ruhe. Sie ziehen sich allein zurück, schließen die Vorhänge und hüten das Bett.
Eine Migräneattacke kann zwischen 4 und 72 Stunden andauern. Die Betroffenen sind in ihrem Alltag meist massiv eingeschränkt. Meist bleibt es nicht bei einem Anfall, es kommt häufig immer wieder zu verschiedenen zeitlich unterschiedlichen Migräneanfällen. Die Intensität der Anfälle ist von Mal zu Mal verschieden. Die schwerste Form der Migräne nennt sich medizinisch Status migränosus. Von dieser Art sprechen Mediziner, wenn ein einzelner Migräneanfall länger als 72 Stunden anhält. Diese Anfälle sind für jeden Betroffenen enorm belastend und müssen auf jeden Fall ärztlich behandelt werden.
Doch Migräne ist mehr als ein vernichtender Kopfschmerz, der vorbeigeht, wenn der Betroffene sich nur lange genug ins Bett legt. Im Gegenteil. Sie ist eine ernste neurologische Störung, die zu den am häufigsten auftretenden chronischen Erkrankungen zählt.
Neben dem Spannungskopfschmerz ist die Migräne die häufigste Form von Kopfschmerzen. Es leiden ca. acht Millionen der Deutschen Bevölkerung an Migräne. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Das bedeutet, dass zwölf bis vierzehn Prozent der Frauen und etwa acht Prozent der Männer an Migräne leiden. Betroffen von dieser Krankheit sind auch Kinder. Bei ca. fünf von hundert Kindern tritt die Migräne schon vor der Pubertät auf. Die meisten Patienten sind jedoch in einem Alter von 35 bis 45 Jahren.
Auf die Frage wie eine Migräne entsteht, gibt es noch keine eindeutige Antwort. Es werden verschiedene Gründe als Ursache diskutiert. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass mehrere Faktoren ausschlaggebend sind für einen Migräneanfall. Forscher vermuten eine gewisse Fehlfunktion bestimmter Botenstoffe im Gehirn, verbunden mit Durchblutungsstörungen, aber auch genetische Ursachen können eine Rolle spielen.
Die Veranlagung, Migräneanfälle zu bekommen, tritt in einigen Familien gehäuft auf. Wenn ein Elternteil an Migräne leidet, haben die Kinder eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, ebenfalls Migräne zu entwickeln. Bei einer bestimmten Migräneform konnte man eine Veränderung in den Erbanlagen nachweisen, die vererbt wird.
Auch Lebensmittel können zu einem Migräneanfall beitragen. Hierzu gehören z. B. Rotwein, der vor allem in Verbindung mit Schlafmangel und Nikotin das Risiko für eine Attacke erheblich erhöht. Auch chemische Inhaltstoffe können Auslöser sein, wie zum Beispiel der Geschmacksverstärker Glutamat. Bei einigen Betroffenen kommt es zu Migräneattacken durch den Verzehr von Schokolade oder Käse, während andere auf Tomaten und Zwiebeln reagieren.
In den meisten Fällen spielen bei der Entstehung einer Migräne jedoch viele Faktoren eine Rolle. Dazu zählen Erbanlagen ebenso wie das Lebensalter, aber auch äußere Faktoren wie bestimmte Lebensgewohnheiten, die Einnahme von Medikamenten oder der Einfluss von Stress. Warum ein Mensch Migräne bekommt und ein anderer nicht, ist noch nicht vollständig geklärt. Wenn eine Veranlagung besteht, können bestimmte Einflüsse einen Migräneanfall auslösen.
Die Migräne wird in verschiedene Unterformen eingeteilt. Das bekannteste Symptom der Erkrankung ist der Kopfschmerz. Dazu kommen Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen oder vorübergehende neurologische Ausfälle wie z. B. Lähmungserscheinungen oder Sprachstörungen. Da die Migräne häufig mit vielen weiteren Symptomen kommt wird die Migräne anhand dieser in weitere Unterformen eingeteilt.
Die Mediziner unterscheiden
Migräne mit Aura (Migraine accompagnée)
Migräne sans migraine
Vestibuläre Migräne
Hemiplegische Migräne
Basiläre Migräne
Retinale Migräne
Menstruelle Migräne
Chronische Migräne
Abdominelle Migräne
Eine Komplikation der Migräne mit Aura ist der sogenannte migränöse Infarkt. Bei einem migranösen Infarkt dauern die Aura-Symptome länger als 60 Minuten lang an. Dabei kann es zu einer sehr ausgeprägten Minderdurchblutung bestimmter Hirnanteile und somit zu bleibenden Schäden kommen. Die Minderdurchblutung (der ischämische Infarkt) wird mit einem bildgebenden Verfahren wie einem CT oder MRT sichtbar gemacht. Eine weitere Komplikation der Migräne mit Aura ist die sogenannte Migralepsie. Eine Migralepsie ist ein epileptischer Anfall, der durch die Aura-Symptome hervorgerufen oder verstärkt wird.
Kurz gefasst- Migräne mit Aura (Migraine accompagnée)
Die Aura dauert ca. 5 bis 60 Minuten an.
Dauer der Schmerzen 4 bis 72 Stunden
Zusätzliche neurologische Störungen: Sprachstörungen, Halbseitenlähmungen, Gefühlsstörungen, besonders an Händen und Gesicht, Sehstörungen, z. B. verzerrtes Sehen, Flimmern vor den AugenSehausfälle, blinde Flecken, Doppelbilder, vorübergehende Erblindung eines Auges.
Die Symptome bei der Basilaris-Migräne sind Schwindel, Taubheitsgefühle im Gesicht und in den Fingern, Gleichgewichtsstörungen, Störungen beim Sprechen, Ohrgeräusche (Tinnitus) und Sehstörungen auf beiden Augen. Auch Probleme bei der Koordination der Bewegungsabläufe und eine sichtbare Gangunsicherheit (Ataxie) können auftreten.
In sehr seltenen Fällen kann es bei dieser Migräne vorübergehend zum sogenannten Locked-in-Syndrom (LiS) kommen. Bei diesem Symptom ist der Betroffene vollkommen bei Bewusstsein, er kann sich aber nicht mehr bewegen oder mit seiner Umwelt kommunizieren. Der Zustand kann zwischen zwei Minuten bis zu einer halben Stunde andauern.
Basilaris-Migräne ist eine seltene Sonderform der Migräne mit Aura.
Als neurologische Störung treten oft mehrere Symptome auf, z. B. Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Hörminderung, Ohrgeräusche, Gehstörungen, Sehen von Doppelbildern, Sprechstörungen, Missempfindungen an Armen und Beinen, Lähmungen und Bewusstseinsveränderungen bis zur Bewusstlosigkeit
Besonders betroffen sind häufig Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.
Die Ophthalmoplegische Migräne tritt relativ genau so selten auf und kommt ebenfalls überwiegend bei Kindern und Jugendlichen vor. Betrifft aber im Gegensatz zu der retinalen Migräne beide Augen. Die Ophthalmoplegie wird auch als eine Augenmuskellähmung bezeichnet, die bei der gleichnamigen Migräne für Lähmungen der Hirnnerven verantwortlich ist und die Bewegungsfähigkeit der Augen einschränkt. Die Betroffenen sehen Doppelbilder, parallele Bilder oder Bilder, die übereinander stehen.
Der Zustand kann bis zu 14 Tage lang anhalten.
Wichtig ist, sofort einen Arzt hinzuzuziehen, und die Ursache klären zu lassen, da Kopfschmerzen und das Sehen von Doppelbildern auch auf Durchblutungsstörungen, Hirnverletzungen und sogar einen Hirntumor hinweisen können.
Bei beiden Formen wird diskutiert, ob es sich überhaupt um Migräne handelt. Manche Forscher sind der Ansicht, dass sie eher Ausdruck anderer Erkrankungen sind.
Die menstruelle Migräne hat dieselben Symptome wie eine normale Migräne. Die Beschwerden sind allerdings häufig intensiver und dauern länger an. Auftreten können diese Beschwerden mit und ohne Aura oder mit motorischen Schwierigkeiten. Es sollen ca. sieben Prozent aller Frauen, die unter Migräne leiden diese Form der Migräne, während ihrer Regelblutung haben. Die Ursache könnten hier die weiblichen Geschlechtshormone sein. Man darf diese menstruelle Migräne aber nicht verwechseln, mit der hormonell bedingten Migräne. Bei der hormonell bedingten Migräne werden die Migräneattacken durch Schwankungen des weiblichen Hormonhaushaltes verursacht und können so auch zwischen zwei Regelblutungen auftreten.
Experten äußern sich, dass Kinder immer häufiger von Migräne betroffen sind.
Aufgrund der fehlenden Kopfschmerzen wird die Kinder-Migräne häufig nicht sofort erkannt. Migräneattacken bei Kindern äußern sich meistens ohne den quälenden Kopfschmerz, doch sollten dennoch gelegentlich Kopfschmerzen auftreten, sind meistens beide Seiten betroffen.
Der erste Ansprechpartner, wenn Sie den Verdacht haben, Migräne zu haben ist der Hausarzt. Dieser wird, wenn nötig weitere Untersuchungen veranlassen und Sie z. B. zu einem Neurologen oder einen auf Kopfschmerz spezialisierten Mediziner überweisen.
Als erstes wird der Arzt eine Anamnese, dass heißt er wird nach aktuellen Beschwerden und nach eventuellen Vorerkrankungen Fragen. Es ist äußert wichtig, dass Sie Ihre Symptome und deren Verlauf genau schildern.
Wo ist der Schmerz
Wie fühlt sich der Schmerz an
Verschlimmert sich der Schmerz bei körperlicher Anstrengung
Treten die Schmerzen nur bei bestimmten Ereignissen wie z. B. bei Schlafmangel, Alkoholgenuss oder bei der Menstruation usw. auf
Waren schon andere in der Familie regelmäßig von Kopfschmerzen betroffen
Haben Sie schon Medikamente gegen Kopfschmerzen genommen oder aber aus anderen Gründen Medikamente eingenommen und wenn ja welche
Hilfreich für den Arzt ist ein Kopfschmerztagebuch bzw. Migränekalender zu führen. In diesen Tagebuch trägt man einfach ein, wann der Kopfschmerz begonnen hat, wie lange er angehalten hat und ob Medikamente dagegen eingenommen wurden. Vermerken kann man zusätzlich ob etwas Besonderes geschehen ist, wie z. B. Stress, zu wenig Schlaf oder Ausfall einer Mahlzeit. Eine wesentlich genauere Dokumentation ist nur wichtig, wenn Sie häufiger Migräneanfälle haben.
Man kann auch über seinen Arzt eine vorgedruckte Schmerztabelle beziehen, in die Sie folgende Informationen eintragen:
Tageszeit und Dauer der Kopfschmerzen
Hatten Sie vor Beginn der Kopfschmerzen eine Aura voraus oder hatten Sie den Beginn der Kopfschmerzen auf andere Weise geahnt
War der Kopfschmerz mit gleichzeitiger Übelkeit, Lichtscheuheit oder Sehstörungen verbunden
Waren noch andere Begleiterscheinungen vorhanden
Ging dem Kopfschmerz eine körperliche Anstrengung voraus oder fühlten Sie sich gestresst
Nehmen Sie Hormone ein oder hatten Sie Ihre Menstruation
Haben Sie Medikamente eingenommen und wenn ja in welcher Dosis. Hat es geholfen
Durch solch einen Migränekalender haben Sie und Ihr Arzt zu jedem Zeitpunkt keine Schwierigkeiten Ihre Beschwerden zu beschreiben und nachzuvollziehen. Der Arzt kann seine Diagnose durch solch einen Kalender leichter und genauer stellen. Durch diesen Kalender kann man seine Erkrankung im Überblick sehen und sehen ob eine Therapie wirksam ist oder nicht.
Durch eine übermäßige Medikamenteneinnahme können Kopfschmerzen (dem sogenannten Medikamenteninduzierten Kopfschmerz) verursacht werden. Um diesen Kopfschmerz bei sich auszuschließen ist es wichtig seine Medikamente aufzuführen und in welchen Dosen Sie diese einnehmen. Verursacht werden diese Schmerzen vor allem durch die Einnahme von Schmerzmitteln (Analgetika), können aber auch durch die dauerhafte Einnahme anderer Medikamente verursacht werden. Typisch hierfür wären nitrathaltige Arzneimittel wie z. B. Calciumantagonisten usw..
Nach dem Anamnesegespräch folgt eine körperliche Untersuchung. Es wird z. B. die Funktion des Nervensystems überprüft. Dies ist meist eine grobe Überprüfung der Sensibilität der Haut oder der Muskelkraft. Überprüft wird der Gleichgewichtssinn, die Augen auf Auffälligkeiten (veränderte Pupille oder eine Bewegungsstörung des Augenmuskels). Meist sind diese Untersuchungen jedoch außerhalb eines Migräneanfalls unauffällig. Sollte der Arzt trotzdem neurologische Auffälligkeiten bemerken, spricht dies eher gegen eine Migräne und möglicherweise für eine andere Ursache der Kopfschmerzen. Um weitere Auslöser für Kopfschmerzen sicher auszuschließen sind dann weitere Untersuchungen notwendig.
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Bitte beachten Sie: Die hier gefundenen Informationen ersetzen keinen Arztbesuch. Wenden Sie sich bei Krankheiten und Beschwerden an einen Homöopathen oder Arzt.