Milzbrand (Anthrax - Infektion mit Bacillus anthracis)
Symptome
Milzbrand oder auch Anthrax genannt ist eine schwer verlaufende bakterielle Infektionskrankheit, verursacht durch das Bakterium Bacillus anthracis. Der Name Milzbrand beschreibt das bräunlich verbrannte Aussehen der Milz, das bei der Obduktion von Verstorbenen zu sehen ist.
Meist werden pflanzenfressende Tiere, vor allem Rinder, von diesem Bakterium befallen. Kommen Menschen in direkten Kontakt mit kranken Tieren, können die Erreger auch auf den Menschen übertragen werden. Auch der Verzehr von verseuchtem Fleisch kann die Krankheit übertragen sowie das Einatmen der Sporen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt.
Das Gefährliche ist das vom Erreger hochgiftig produzierende Milzbrandtoxin. Diese Giftstoffe schädigen die Blutgefäße bis in die kleinsten Kapillaren und es kommt zu Blutungen. Die Sporen der Bazillen können jahrzehntelang überleben.
Von dem Milzbranderreger können die Haut, die Lunge oder der Darm betroffen sein, wobei der Haut-Milzbrand am häufigsten vorkommt (lt. Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 2000 Mal pro Jahr weltweit).
In den Industrieländern kommt es zwar selten zu dieser Erkrankung, dennoch ist es nicht auszuschließen, gerade wenn ein enger Kontakt zu Nutztieren besteht. Allerdings ist die Häufigkeit dieses Erregers mehr in den Regionen der Welt zu finden, in denen ein warmes Klima herrscht, wie in Afrika, Südasien, Südeuropa, Südamerika oder im Nahen Osten. Besonders in Gegenden, in denen es feuchtwarm ist und es Flüsse, Bäche und sumpfige Böden gibt, können die Sporen durch den Wasserlauf verschleppt und verbreitet werden.
Bacillus anthracis
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Milzbrand - Ursachen
Es gibt zwei Formen des Bakteriums Bacillus anthracis, die den Milzbrand auslösen – die aktive und die inaktive Form. Bei der aktiven Form produziert der Erreger Gifte, die die Blutgefäße derart schädigen, dass es zu Blutungen kommt.
Bei der inaktiven Form, die von dem Milzbranderreger gebildet wird, handelt es sich um Sporen, die besonders hartnäckig sind und jahrzehntelang am Boden überleben können. Werden diese Sporen dann von den Tieren aufgenommen, werden sie mit dem Milzbrand infiziert und die inaktive Form wird erneut in die aktive Form umgewandelt.
Die hauptsächliche Infektionsgefahr bei Menschen ist der direkte Kontakt mit dem Milzbranderreger, eher selten ist eine Übertragung durch die Sporen.
Die Übertragung des Erregers erfolgt in den meisten Fällen über die Haut, und zwar gelingt das Eindringen durch kleinste Verletzungen der Haut, durch offene Wunden und durch Insektenbisse. Zu dem Lungenmilzbrand kommt es durch Einatmen der Sporen und zu dem Darmmilzbrand durch den Verzehr von verseuchtem Fleisch.
Bacillus anthracis
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Milzbrand - Symptome
Bei den Symptomen von Milzbrand kommt es darauf an, auf welchem Weg es zu der Infektion kam. So sind die Anzeichen einer Milzbrandinfektion sehr unterschiedlich, je nachdem, ob es sich um den Hautmilzbrand, den Lungenmilzbrand oder den Darmmilzbrand handelt.
Hautmilzbrand
Der Hautmilzbrand ist die am häufigsten vorkommende Infektion mit dem Erreger Bakterium Bacillus anthracis. Durch direkten Kontakt durch die Haut, begünstigt durch verletzte Hautstellen, können die Erreger eindringen und den Hautmilzbrand verursachen.
Die Symptome von Hautmilzbrand sind kleine linsengroße gerötete Knötchen unter der Haut, wobei das umliegende Gewebe etwas geschwollen ist. Nach ein paar Tagen kommt es zu entzündlichen Hautveränderungen an den Knötchen (Papeln) und mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen um die Stelle herum. Danach verkrusten die Hautstellen und es bildet sich schwarzer Schorf. Der Allgemeinzustand kann sich verschlechtern und es kann zu Fieber, Benommenheit und Kreislaufproblemen kommen. Die Lymphknoten sind geschwollen. Im schlimmsten Fall droht eine Sepsis.
Lungenmilzbrand
Zum Lungenmilzbrand kommt es durch das Einatmen der Sporen des Milzbranderregers. Beim Lungenmilzbrand ist die Inkubationszeit sehr kurz, bis zum Ausbruch der Krankheit dauert es nur wenige Stunden bis Tage.
Die Symptome von Lungenmilzbrand sind dann auch gleich sehr heftig. So kommt es zu einem plötzlich auftretenden Husten, ähnlich einer Bronchitis (das ausgehustete Sekret ist hoch ansteckend), es kommt zu Atemschwierigkeiten, Fieber, Schüttelfrost, Bluthusten, Herz-Kreislauf-Versagen und es besteht die Gefahr einer Sepsis.
Der Lungenmilzbrand ist die gefährlichste Form von Milzbrand und muss so schnell wie möglich behandelt werden, da die Erkrankung unbehandelt bereits nach wenigen Tagen tödlich endet.
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Darmmilzbrand
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Der Darmmilzbrand kommt zwar sehr selten vor, ist aber dennoch sehr gefährlich und führt unbehandelt zum Tod. Bei Darmmilzbrand kommen die Erreger über den Verzehr von infiziertem Fleisch in den Körper. Zum Ausbruch der Krankheit kommt es nach etwa 2 bis 6 Tagen.
Die Symptome von Darmmilzbrand sind hohes Fieber, Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Appetitlosigkeit. Im weiteren Verlauf kommt es zu blutigem Stuhl, hervorgerufen durch Blutungen im Darm und zu einer Bauchfellentzündung (Peritonitis).
Milzbrand - Diagnose
Bei einer Infektion mit dem Milzbranderreger, dem Bakterium Bacillus anthracis, ist eine frühe Diagnostik sehr wichtig, ja, sogar überlebenswichtig. Daher sollte man bei den ersten Anzeichen, auch wenn sie nicht eindeutig auf einen Milzbrand hindeuten (was man als Laie wahrscheinlich auch nicht vermuten kann), einen Arzt aufsuchen. Denn nur bei früh einsetzender Behandlung kann ein schlimmerer Verlauf der Erkrankung vermieden werden.
Für den Arzt ist ein detaillierter Ablauf der gesundheitlichen Beschwerden des Patienten sowie die alltäglichen Geschehnisse der letzten Zeit äußerst wichtig. Somit kann das ausführliche Patientengespräch, die Anamnese, schon erste Hinweise auf die Infektion geben.
Handelt es sich um den Hautmilzbrand, ist dieser durch die typischen Hautveränderungen sichtbar (rötliche Papeln umrandet von einer Schwellung des umliegenden Gewebes). Der Arzt wird hierbei den ganzen Körper untersuchen müssen, um die Verbreitung der Papeln zu sehen. Anschließend wird ein Abstrich aus den Wunden genommen, um den Erreger labortechnisch nachweisen zu können. Gegebenenfalls kommt auch noch eine Blutabnahme infrage, um anhand einer angelegten Blutkultur den Erreger nachzuweisen. Eine weitere Methode um Virusinfektionen nachweisen zu können ist die PCR-Methode (engl. polymerase chain reaction), eine Polymerase-Kettenreaktion. Dazu gibt es inzwischen einen Schnelltest.
Die Diagnose Lungenmilzbrand und Darmmilzbrand ist insofern schwieriger zu stellen, da keine äußeren Anzeichen darauf hindeuten, wie das bei dem Hautmilzbrand der Fall ist. Um so wichtiger ist die genaue Beschreibung der Beschwerden, auch wo man sich in jüngster Zeit aufgehalten hat und was man gegessen hat, um dann die notwendigen labortechnischen Untersuchungen zu veranlassen.
Milzbrand - Behandlung
Ist die Diagnose Milzbrand (Anthrax) gestellt oder besteht auch nur der begründete Verdacht an Milzbrand erkrankt zu sein, so muss sofort mit einer Antibiotika-Therapie begonnen werden, je früher desto besser. Bei dem früh erkannten Hautmilzbrand kann eine Behandlung mit Antibiotika über einen Zeitraum von 7 bis 10 Tagen ausreichend sein. Bei einem fortgeschrittenen Verlauf der Erkrankung kann die Behandlung sich über 60 Tage erstrecken. Bei den anderen beiden weitaus gefährlicheren Formen von Milzbrand, dem Lungenmilzbrand und dem Darmmilzbrand, ist meist eine stationäre Behandlung erforderlich, den Patienten wird das Antibiotikum intravenös verabreicht.
Neben der strikt einzuhaltenden Antibiotika-Therapie werden die begleitenden Beschwerden mit entsprechenden Medikamenten, wie Schmerzmittel, zur Linderung eingesetzt.
Verschiedene Bakterienarten
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Milzbrand - Vorbeugen
Vorbeugende Maßnahmen sollten vor allem Menschen treffen, die sich in Ländern, wie Afrika und Südostasien aufhalten und dort mit Tieren in Kontakt kommen. Eine Ansteckung ist jedoch auch dabei nur mit direktem Hautkontakt mit dem Tier möglich und zudem auch nur dann, wenn die Erreger durch kleinste Hautverletzungen in die Haut eindringen können. Vorsicht ist außerdem geboten beim Verzehr von rohem Fleisch oder nicht ausreichend erhitztem Fleisch. Es besteht die Möglichkeit, sich vorsorglich mit Antibiotika behandeln zu lassen, sollte man sich in Gebieten aufhalten, die ein hohes Infektionsrisiko haben. Eine Impfung steht derzeit in Deutschland noch nicht zur Verfügung.
Achtung: Eine Erkrankung durch eine Milzbrand-Infektion oder auch nur der Verdacht an Milzbrand erkrankt zu sein ist in Deutschland meldepflichtig.
Milzbrand – Weitere Sonderform von Milzbrand
Eine weitere Infektionsgefahr an Milzbrand zu erkranken ist bei den Drogenkonsumenten – hier vermutlich durch verunreinigtes Heroin, welches durch das Spritzen in die Vene gelangt. Beim sogenannten Injektionsmilzbrand, die Inkubationszeit beträgt zwischen einem und zehn Tagen nach der Injektion, kommt es zu entzündlichen Abszessen und Ödemen rund um die Einstichstelle. Bei einer Nichtbehandlung besteht die Gefahr, dass sich der Milzbranderreger im gesamten Körper ausbreiten und Schäden an den Organen verursacht. Gewebeteile können absterben und es kann zu einer Sepsis (Blutvergiftung) kommen. Auch eine Meningitis (Hirnhautentzündung) kann die Folge einer Milzbrandinfektion sein.
Milzbrand – Einsatz als biologischer Kampfstoff
Bekannt ist das Experimentieren von Milzbranderregern (Anthrax) vom Ersten Weltkrieg her. So wurden Tiere mit dem Erreger infiziert, die dann zu den Alliierten verschifft werden sollten. Auch andere Länder erforschten den Milzbranderreger als biologische Waffe.
Jedoch wurde der Einsatz mit dem Milzbranderreger bereits im Mittelalter bei kriegerischen Auseinandersetzungen genutzt. Man warf verseuchte Tierkadaver über die Burgmauern des Gegners, um die Feinde damit zu infizieren.
In den letzten Jahrzehnten gab es einige Zwischenfälle in Zusammenhang mit Milzbrand. 1979 im russischen Jekaterinburg, wo durch einen Unfall aus einer Fabrik für biologische Kampfstoffe die Erreger freigesetzt wurden, die sich dann durch den Wind in der Umgebung verteilten. Es kam zu über 60 Toten.
In den 1990-er Jahren wurde bekannt, dass der Irak Milzbrand-Erreger in Sprengköpfe und Bomben füllt und lagern sollte; gezündet wurden sie allerdings nicht und Beweise dafür konnten später auch nicht geliefert werden.
Im Oktober 2001 kam es in den USA zu einer aufsehenerregenden Anschlagserie mit dem Bakterium Bacillus anthracis (Milzbranderreger). Es wurden Briefumschläge, die Sporen von Anthrax enthielten, an insgesamt sieben hochrangige Politiker versandt – fünf von ihnen verstarben an den Folgen von Milzbrand.
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Bitte beachten Sie: Die hier gefundenen Informationen ersetzen keinen Arztbesuch. Wenden Sie sich bei Krankheiten und Beschwerden an einen Homöopathen oder Arzt.