Neuer Malariaimpfstoff
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Jährlich sterben Hunderttausende Menschen an einer Malariaerkrankung. Malaria ist eine der gefährlichsten Infektionskrankheit weltweit. Allein im Jahr 2015 erkrankten 214 Millionen Menschen an Malaria. 438.000 Patienten starben an den Folgen der Erkrankung, etwa 90 Prozent davon in Afrika. Viele der Opfer waren Kinder unter fünf Jahren.
Forschern aus Tübingen ist es nun gelungen, einen neuen Impfstoff zu entwickeln. In einer kleinen Studie, an nur wenigen Menschen, wurde dieser Impfstoff getestet. Bei diesem Test zeigte sich aber eine hundertprozentige Wirksamkeit.
Auch gab es keine gravierenden Nebenwirkungen, berichteten Peter Kremsner und Benjamin Mordmüller vom Tübinger Institut für Tropenmedizin vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) im Fachjournal „Nature“.
Tübinger Forscher spritzten den Studienteilnehmern den Impfstoff mit lebendigen Malaria-Erregern und gaben gleichzeitig das seit langem genutzte Malaria-Medikament Chloroquin, teilte die Universität Tübingen mit.
Das Ergebnis stimmt zuversichtlich, aber es müssen noch weitere größere Studien folgen.
Bild: pixabay website5
Immunsystem stärken gegen Malaria
Malaria wird durch Plasmodium-Parasiten, die durch Anopheles-Mücken übertragen werden, ausgelöst. Es gibt verschiedene Varianten des Erregers. Der häufigste und gefährlichste ist Plasmodium falciparum. Auf diesen Erreger konzentrieren sich die aussichtsreichsten Impfstoffkandidaten, an denen Wissenschaftler aktuell forschen.
Die meisten Impfstoffe, die heute zur Verfügung stehen enthalten Proteine des Parasiten. Die Proteine sollen das Immunsystem auf diesen Erreger hin sensibilisieren, damit das Immunsystem bei einer echten Infektion sofort auf den Erreger reagiert, ihn erkennt und abwehrt. Dies ist etwa bei RTS,S der Fall - einem Mittel, das 2015 als erster Malaria-Impfstoff von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (Ema) empfohlen wurde, aber nicht zuverlässig schützt.
Studienablauf
Die Forscher aus Tübingen gingen in ihrem Versuch jedoch einen ganz anderen Weg. Sie spritzten 67 Teilnehmern keine abgeschwächten Erreger im Sporozoiten-Stadium zusammen mit dem Malariamittel Chloroquin in den Körper. Im Sporozoiten-Stadium gelangen die Einzeller durch Mückenstiche in den Körper. Die Wissenschaftler variierten in der Dosierung und auch an den Abständen der drei Impfungen. Anschließend wurden die Teilnehmer mit Malaria infiziert, um zu überprüfen, wie der Körper auf die Impfung reagiert hatte.
In fast allen Gruppen konnten zumindest einige Teilnehmer den Erreger abwehren. Bei den 9 Probanden, die die höchste Dosis dreimal im Abstand von 28 Tagen erhielten, waren alle innerhalb eines Zeitraums von mindestens 10 Wochen geschützt.
Offensichtlich ist es den Forschern gelungen, durch die Impfung mit einem lebenden und zuerst nicht abgeschwächten Erreger eine sehr starke Immunantwort ausgelöst zu haben. Das Team will nun den Impfstoff in Gabun über mehrere Jahre testen.
Jürgen May vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg sieht jedoch das Hauptproblem bei der Herstellung des Impfstoffes. So benötigt man bei der höchsten Dosis mehr als 51.000 Sporozoiten, die aus der Speicheldrüse der Mücken herauspräpariert werden müssen. Für die Forschung ist dies zwar zu bewältigen, behindere aber eine Herstellung im großen Maßstab, führte Jürgen May aus, der nicht Mitglied der Forschergruppe war.
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Bitte beachten Sie: Die hier gefundenen Informationen ersetzen keinen Arztbesuch. Wenden Sie sich bei Krankheiten und Beschwerden an einen Homöopathen oder Arzt.