Tote nach alternativer Krebstherapie
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Patienten sollen an einer falschen Therapie eines Heilpraktikers gestorben sein.
Dem Heilpraktiker, aus dem Kreis Viersen am Niederrhein wird vorgeworfen, den Tod von drei Krebspatienten verursacht zu haben. Vorerst wurde dem Mann die Berufsausübung untersagt, mindestens bis zum Abschluss des Ermittlungsverfahrens wegen der Todesfälle. Ob die Patienten an einer falschen Therapie starben wird noch ermittelt.
Nachdem die deutschen Behörden den Todesfall am vergangenen Montag öffentlich gemacht hatten, spekulierten niederländische Medien bereits über weitere Tote. Und sie hatten recht: Insgesamt fünf Patienten seien am 27. Juli behandelt worden, teilte die Staatsanwaltschaft nun mit. Sie alle sollen Infusionen bekommen haben, verabreicht wurden offenbar ganz verschiedene Präparate.
Die Untersagung der Berufsausübung gilt nur für den Kreis Viersen. Nach Aussage des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums wurden jedoch alle Gesundheitsämter des Landes informiert, da es Hinweise gibt, dass der Heilpraktiker auch in anderen Städten des Landes tätig war oder ist. Heilpraktiker unterliegen der Aufsicht der Gesundheitsämter.
Klaus Ross wirbt auf seiner Internetseite folgendermaßen
„In meiner Praxis widme ich mich ganz dem alternativen Ansatz bei Krebs". Unter anderem durch intravenöse Behandlungen mit nicht toxischen Substanzen, Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel, Unterstützung des emotionalen Wohlbefindens.
Weitere Spezialgebiete der Klinik sind nach eigenen Angaben von Ross unter anderem Schmerztherapien, Akupunktur und Entgiftung.
Seit 2010 nennt sich Ross in seiner Beschreibung „Naturarzt“. Weiter führt er über sich aus, dass er zuvor 20 Jahre als Produktmanager tätig war. Angeblich studierte er zwischendurch biomedizinische Technologie an der Universität Gießen. Auf seiner Homepage ist Ross im weißen Kittel abgebildet, mit Patienten in Gesprächen, bei einer Untersuchung. Das sieht alles sehr professionell aus und erweckt Vertrauen.
Das Klaus-Ross-Zentrum richtet sich vor allem an Patienten aus den Niederlanden. Denn dort werde die alternative Heilkunde strenger reguliert und die "Heilmeister" der Klinik dürften dort nicht arbeiten, heißt es auf der Internetseite.
Klaus Ross macht kein Geheimnis daraus, dass etwas schiefgegangen ist. Auf seiner nach ihm benannten Internetseite, „Zentrum für alternative Krebstherapie“, schreibt Klaus Ross am Donnerstag, dass kürzlich einer seiner Patienten unerwartet verstorben sei. Man sei schockiert, so Ross, der den Angehörigen sein Beileid ausspricht.
Was sich in der Klinik von Klaus Ross in der vergangene Woche zugetragen hat, ist nicht klar, aber mittlerweile steht fest, dass nicht nur einer von Klaus Ross Patienten gestorben ist, sondern mittlerweile drei.
Untersucht werde insbesondere der Zusammenhang zwischen dem Tod der Patienten und der möglichen Einnahme des Stoffs 3-Bromopyruvat, sagte der Sprecher. Das Klaus-Ross-Zentrum gibt den Wirkstoff, der nicht als Medikament zugelassen ist, als eines der Behandlungsmittel auf seiner Internetseite an. Die Polizei warnt vor der Einnahme. Ob die gestorbenen Patienten mit der Substanz behandelt wurden, werde untersucht.
Bild: pixabay website5
Was war passiert?
Ende Juli hatten sich mehrere Frauen und Männer in die Einrichtung von Klaus Ross begeben. Alle sollten an einem Programm zur Krebsbehandlung teilnehmen. Die Teilnehmenden Personen mussten für den 10-Wochen-Kurs 9.900 Eure bezahlen. Schon am 30. Juli klagte eine 43 Jahre alte Teilnehmerin aus den Niederlanden über Kopfschmerzen. Nach kurzer Zeit war die Frau plötzlich nicht mehr ansprechbar und kam ins Krankenhaus. In dem Krankenhaus in Mönchengladbach verstarb die Frau.
Die Todesursachen stehen zwar noch nicht fest, aber es wird ein Zusammenhang mit der Therapie vermutet.
Wie es zu den Todesfällen gekommen ist, darüber könnte wohl Klaus Ross Auskunft geben, aber der angebliche Heiler ist abgetaucht. Klaus Ross reagiert weder auf Telefonanrufe noch auf E-Mails. Hat Ross das Mittel 3-Bromopyruvat verabreicht? Jedenfalls haben die Ermittler den Verdacht, weil die Klinik die Substanz auf ihrer Interseite als eines ihrer Behandlungsmittel anbietet. Das Medikament gilt tatsächlich als potenzielles Krebsmedikament.
3-Bromopyruvat ist allerdings bislang nirgendwo auf der Welt zugelassen. Dieses Medikament befindet sich noch in der Grundlagenforschung. Das Medikament selbst soll bei Krebspatienten den Energiestoffwechsel in den Tumorzellen hemmen. Bislang wurde es nur an Tieren getestet.
06.08.2016
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