Traumatische Erlebnisse – Viele Soldaten scheuen die Psychotherapie
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Kehren Soldaten nach Einsätzen zurück, sind sie häufig durch Erlebnisse im Einsatz traumatisiert. Experten wollen jetzt die Früherkennung und Vorsorge für die Soldaten verbessern.
Psychische Störungen nach Auslandseinsätzen kommen häufig vor.
Ein Problem ist, dass Praxen für Psychotherapien meist voll sind und Menschen, die nach einem Trauma psychologische Hilfe suchen meist lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, um einen Facharzttermin zu bekommen.
Experten sagen aus, dass in Deutschland keine ausreichende Praxis-Anzahl besteht, um alle Trauma-Patienten, die psychologische Hilfe brauchen zu versorgen.
Wie die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) am Mittwoch mitteilte sind von diesem Problem auch Flüchtlinge und Asylbewerber betroffen. Nicht nur, dass bei ihnen eine sprachliche Hürde besteht, so ist die Anzahl der Betroffenen an Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) zehn Mal höher bei diesen Menschen, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung.
Der DGPPN zufolge sind jährlich etwa 2,3 Prozent der Menschen davon betroffen. Behandelt wird die PTBS mit einer Psychotherapie - zu der Flüchtlingen meist der Zugang fehle.
Bei den Soldaten sieht das etwas anders aus. Bei den Soldaten ist eine Psychotherapie immer noch ein Stigma, sagt der Leitende Oberarzt des Zentrums für Psychiatrie und Psychotraumatologie am Bundeswehrkrankenhaus Berlin, Gerd Willmund der Deutschen Presseagentur. Er sagt weiter, dass man die Früherkennung im Auge behalten muss und Soldaten auffordern muss sich zu melden.
Studien belegen, dass ungefähr ein Fünftel der Bundeswehrsoldaten nach Auslandseinsätzen an psychischen Störungen leiden. Es zählen vor allem Angststörungen, aber auch depressive Erkrankungen, Suchtkrankheiten und die PTBS dazu.
Vor und nach den Einsätzen werden die Soldaten zwar von Truppenärzten untersucht, aber nicht immer würden die Soldaten offen über ihre Belastungen sprechen. Mit einem neuen Konzept zur Psychischen Fitness solle die Vorsorge für den Einzelnen besser werden: mit zusätzlichen psychischen Screenings nach der Einstellung, im Dreijahresintervall, vor dem ersten Einsatz und nach allen Einsätzen.
Online Therapie
Willmund verspricht sich viel durch ein Computerprogramm, das Soldaten vorübergehend wie ein virtueller Trainer begleiten soll (später eventuell auch nutzbar für zivile Betroffene). Durch dieses Programm soll die Hemmschwelle sinken, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Geübt werde mit der Software zum Beispiel, wie man mit dem Partner oder Kindern über Einsätze sprechen kann. 2012 wurde das Programm mit 67 Teilnehmern erprobt.
Ob die Ergebnisse so positiv sind, wie es bisher den Anschein hatte soll noch eine Publikation in diesem Jahr zeigen. Eine Therapie ersetzen kann der Computer aber nicht, betonte Willmund.
18.03.2015
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Bitte beachten Sie: Die hier gefundenen Informationen ersetzen keinen Arztbesuch. Wenden Sie sich bei Krankheiten und Beschwerden an einen Homöopathen oder Arzt.