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Symptome
Streptokokken B- Der Erreger aus derselben Bakteriengruppe ist riskant für das Ungeborene. Nach Untersuchungen hat jede dritte Schwangere Streptokokken B in ihrer Scheide, mit denen sich das Baby bei der Geburt anstecken kann.
Normalerweise sind diese Bakterien völlig harmlos und die meisten Babys von Müttern, die Gruppe-B-Streptokokken in sich tragen, kommen völlig gesund zur Welt. Glücklicherweise kommt es nur sehr selten vor, dass die Bakterien beim Baby eine ernste Krankheit verursachen und noch viel seltener führen sie zum Tod eines Neugeborenen.
Babys, die während der Geburt infiziert wurden, können z. B. Hirnhaut- und Lungenentzündungen oder Blutvergiftungen bekommen und später noch neurologische Störungen entwickeln. Das Risiko ist aber trotz der hohen Verbreitung der Streptokokken B sehr gering. Eine Ansteckung des Neugeborenen erfolgt nur bei ca. ein bis fünf Babys auf 1.000 Geburten. In Deutschland gibt es zwischen 600 und 3.000 Fälle jährlich.
Es gibt zwar einen Test auf Streptokokken B, dieser wird von den Krankenkassen aber nicht bezahlt. Werdende Mütter, die sich auf eigene Kosten testen lassen und Träger von B-Streptokokken in der Scheide sind, erhalten zu Beginn der Geburt meist ein Antibiotikum, das über die Plazenta noch vor der Geburt das Kind erreicht.
Röteln, Windpocken, Masern und Keuchhusten sind besonders gefährlich
Der Großteil der Bevölkerung ist gegen diese Krankheiten geimpft, so dass diese Krankheiten bei Schwangeren nur selten auftreten.
Ist die Schwangerschaft geplant, ist es aber unbedingt notwendig, den Impfschutz kontrollieren zu lassen. Es ist immer noch so, dass ca. 40.000 Schwangere in Deutschland keinen Schutz gegen Windpocken haben oder die Hälfte aller Schwangeren nicht gegen Hepatitis B geimpft sind sowie etwa 80 % aller Schwangeren keinen ausreichenden Schutz gegen Keuchhusten und Masern haben. Dazu kommt, dass etwa jede 10. Schwangere in ihrer Kindheit nur einmal gegen Röteln geimpft wurde und nicht wie vorgeschrieben zweimal.
Röteln
Röteln sind eine Infektionskrankheit mit rosarotem Ausschlag, der aber nur bei der Hälfte aller Fälle zu sehen ist. Wenn er auftritt, dann breitet er sich vom Gesicht über den gesamten Körper aus. Weitere Krankheitsanzeichen können eine leicht erhöhte Temperatur und geschwollene Lymphdrüsen sein. Die Infektion ist nach drei Tagen vorbei. Röteln haben einen recht harmlosen Krankheitsverlauf, aber für schwangere Frauen sind sie sehr gefährlich, denn sie können zu vielerlei Erkrankungen des Ungeborenen führen. Das reicht von Taubheit über Enzephalitis (Hirnhautentzündung) bis hin zu Herzdefekten
Wenn Sie wissen, dass Sie gegen Röteln nicht immun sind, dann sollten Sie sich möglichst impfen lassen, bevor Sie schwanger werden. Danach drei Monate warten, bevor Sie versuchen, schwanger zu werden. Dann hat Ihr Körper genügend Zeit, den injizierten Virus zu bekämpfen und Sie laufen nicht Gefahr, Ihr Kind damit zu infizieren.
Sollte man gegen Röteln gerade geimpft sein ohne zu wissen, dass man schwanger ist, machen Sie sich nicht allzu große Sorgen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Baby infiziert wurde ist sehr gering. Der Gynäkologe wird in solch einem Fall in der 18. Schwangerschaftswoche eine Ultraschalluntersuchung vorschlagen, um Ihr Baby genau zu untersuchen.
Eine Schädigung des Kindes durch Röteln ist abhängig vom Zeitpunkt der Infektion. Wenn Sie sich im ersten Monat der Schwangerschaft infizieren, dann stehen die Chancen eins zu zwei, dass Ihr Baby geschädigt ist. Ab dem dritten Schwangerschaftsmonat sinkt das Risiko auf eine Wahrscheinlichkeit von eins zu zehn. Wenn Sie sich anstecken, gibt es leider nichts, was getan werden könnte, um Ihr Kind zu schützen. Der Gynäkologe wird bei einer Infektion mit Röteln mit Ihnen sprechen, welche Untersuchungen durchgeführt werden müssen, um festzustellen ob Ihr Kind geschädigt ist und ob Sie die Schwangerschaft beenden wollen.
Falls es einen Kontakt mit Rötelnkranken gab und kein Impfschutz besteht, kann man sofort nach Kontakt noch eine passive Immunisierung durchführen, die die Erreger abtötet.
Windpocken
Wenn Sie als Kind selbst Windpocken gehabt haben, gibt es wahrscheinlich keinen Grund zur Sorge. Ihr Körper hat gegen den Virus Antikörper entwickelt, die Sie immun gegen neue Infektionen machen. Wenn Sie aber glauben, dass Sie niemals Windpocken gehabt haben, sollten Sie den Kontakt mit Menschen, die Windpocken oder Gürtelrose haben, vermeiden. Windpocken und Gürtelrose haben den gleichen Krankheitserreger.
Windpocken während der Schwangerschaft können sehr unangenehm sein, führen beim Kind allerdings selten zu Schäden. Vielleicht verschreibt Ihr Arzt Ihnen Aciclovir, das das Ausmaß und die Länge der Windpocken verringert - aber nur, wenn es innerhalb der ersten 24 Stunden auf den sich entwickelnden Ausschlag aufgetragen wird. Sollten Sie jedoch noch nicht über die 20. Schwangerschaftswoche hinaus sein, wird eventuell zum Schutz des Babys von Aciclovir abgeraten.
Durch eine Ultraschalluntersuchung kann zwischen der 18. und 20. Schwangerschaftswoche festgestellt werden, ob lebenswichtige Organe in Ordnung sind. Der Arzt kann weiter sehen, ob sich die Gliedmaße und das Gehirn normal entwickelt haben. Ein Ultraschallbild ist jedoch keine 100 %-Garantie dafür, dass es dem Baby gut geht.
Das Risiko für das Baby hängt wesentlich von dem Zeitpunkt der Schwangerschaft ab, in der Sie Windpocken bekommen. Bis zur 13. Woche ist das Risiko sehr gering - nur ungefähr 0,4 Prozent der Babys erleiden irgendwelche Nebenwirkungen. Babys, deren Mutter die Windpocken zwischen der 13. und 20. Woche bekommen, sind einem etwas größeren Risiko ausgesetzt. Nur etwa 2 % der Babys werden zum Zeitpunkt der Geburt untergewichtig sein, haben Narben oder aber Augenprobleme. Die Entwicklung dieser Kinder verläuft meist etwas langsamer als bei Ihren Altersgenossen.
Masern
Masern gehören zu den bekannten Kinderkrankheiten und sind weltweit verbreitet. Seit Einführung der Masern-Impfung in den entwickelten Ländern ist die hohe Komplikationsrate dieser nur scheinbar harmlosen Krankheit rückläufig.
Komplikationen bei einer Masernerkrankung
- Entzündung der oberen Luftwege (ähnliches Krankheitsbild wie Krupp)
- Lungenentzündung – zu der viralen Pneumonie kann noch eine bakterielle Lungenentzündung hinzukommen
- Herzmuskelentzündung
- Durchfall und Blinddarmentzündung und allgemeine Entzündungen des Lymphsystems
- Mittelohrentzündung
- Entzündungen des Gehirns und Rückenmarks mit schweren Funktionseinschränkungen und Folgeschäden
- Bei Menschen ohne Impfschutz können auch noch Jahre nach einer Maserninfektion Anzeichen von Hirnfunktionsstörungen auftreten, z. B. psychische Störungen, Demenz, Krämpfe und Lähmungen
- Blutplättchenmangel tritt zwar selten auf, aber dadurch kommt es zu Einblutungen in der Haut
Die Erkrankung stellt aber für nicht geimpfte Personen nach wie vor ein Risiko dar. Zu beachten ist, erfolgt nach einigen Jahren keine Auffrischung der Impfung sinkt der Impfschutz.
Die Inkubationszeit bei Masern nach Erreger-Kontakt beläuft sich auf ca. 14 bis 15 Tage. Die Symptome, die auch bei einem grippalen-Infekt auftreten können, wie Schnupfen, Augenentzündungen, Bronchitis, Kopfschmerzen, Übelkeit und Fieber. Zusätzlich bilden sich an den Schleimhäuten der Wangeninnenseiten weiße Flecken. Diese kleinen Geschwüre entstehen durch Virusvermehrung und das anschließende Absterben des Gewebes.
Der Hautausschlag selbst beginnt hinter den Ohren und breitet sich über das Gesicht zum Körperstamm aus. Nach Abheilen des Ausschlages kann es zu einer kleieförmigen Schuppung kommen.
In der Schwangerschaft treten Masern nur sehr selten auf. Obwohl das Virus über den Mutterkuchen auf das Kind übertragen werden kann, kommt es nicht zu einer typischen Fehlbildung, wie dies etwa bei Infektionen mit dem Röteln-Virus der Fall ist. Vereinzelte Missbildungen sind in der Literatur allerdings auch im Falle von Masern-Infektionen beschrieben worden.
Noch stärker sind Schwangere bei einer Maserninfektion von den oben beschriebenen Komplikationen bedroht (Ihr Immunsystem ist generell etwas heruntergefahren, damit ihr Körper das Kind nicht abstößt, das ja zur Hälfte die Gene des Vaters trägt).
Liegt eine Maserninfektion vor, kommen die Babys in bis zu 25 % der Fälle zu früh zur Welt. Auch die Fehl- oder Totgeburten treten häufiger auf, zudem ist die Sterblichkeit auch noch im Säuglingsalter erhöht. Hierfür gibt es aber keine genauen Zahlen.
Die Infektion mit dem Masern-Virus ist aber keine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch.
Selbst wenn es sich erst nach der Geburt ansteckt, drohen dem Kind Komplikationen. Die Neugeborenen besitzen zunächst den sogenannten Nestschutz, da die Blutkreisläufe von Mutter und Kind während der Schwangerschaft verbunden waren. Das bedeutet, Krankheitserreger gegen die die Mutter Antikörper entwickelt hatte, sind auch im kindlichen Blutkreislauf vorhanden. Dies ist jedoch nur der Fall, wenn die Mutter gegen die jeweilige Krankheit geimpft ist oder sie schon einmal überstanden hat. Nach einiger Zeit geht der Schutz zurück und das Immunsystem des Kindes übernimmt selbst die Abwehr von Krankheitserregern. Der Nestschutz bei Masern beträgt sechs bis 12 Monate, wenn die Mutter eine Maserninfektion durchgemacht hat und drei bis acht Monate, wenn sie geimpft wurde. Danach ist es wichtig, dass die Eltern aufpassen, dass sich das Kind nicht infiziert. Babys können erst nach elf bis 13 Monaten die erste Kombinationsimpfung (Masern, Mumps und Röteln) erhalten, die zweite gibt es nach 15 bis 23 Monaten. Erst danach sind sie immun.
Mit einer Impfung vor der Schwangerschaft kann man sich vor diesen Komplikationen schützen. Ein Abstand von drei Monaten zwischen Impfung und Eintritt der Schwangerschaft sollte eingehalten werden, da Neugeborene als Folge der Impfung ansonsten den charakteristischen Masern-Hautausschlag zeigen können.
Keuchhusten
Keuchhusten (Pertussis) ist auch heute noch eine der häufigsten Infektionskrankheiten bei Kindern und betrifft inzwischen auch immer mehr Erwachsene. Während bei uns 90 % der Schulkinder geimpft sind, haben Erwachsene oft nur einen unzureichenden Schutz. Die Impfung hält nämlich nicht ewig und muss nach ca. 10 Jahren aufgefrischt werden. Auch wer die Krankheit selber durchgemacht hat, bleibt nur etwa 10 Jahre lang immun.
Keuchhusten wird durch Bakterien übertragen (Bordetella pertussis). Sie setzten sich in den Atemwegen fest und produzieren dort ein Gift, mit dem sie die Schleimhäute angreifen. Diese Bakterien sind extrem infektiös. Praktisch jeder, der mit dem Erreger in Kontakt kommt und nicht immun ist, steckt sich an. Neugeborene und Säuglinge sind besonders gefährdet, weil sie keinen Nestschutz gegen Keuchhusten haben. Bei ihnen verläuft die Krankheit häufig tödlich. Keuchhusten ist bei Neugeborenen lebensbedrohlich, weil die Babys statt der Hustenanfälle oft einen Atemstillstand bekommen.
Ist die Schwangerschaft geplant, sollte man seinen Impfschutz überprüfen lassen und gegebenenfalls sich schon drei Monate vor einer geplanten Schwangerschaft gegen Keuchhusten impfen lassen. Ist das nicht möglich, sollte man diese Impfung direkt nach der Geburt nachholen, um den Säugling nicht zu gefährden.
Vorsorgliche Hygienemaßnahmen und Meidung von infizierten Personen sind selbstverständlich.
Eine Erkrankung an Keuchhusten während der Schwangerschaft schadet dem Kind nicht direkt. Es wird im Mutterleib normalerweise nicht angesteckt. Die bei einer Erkrankung starken Hustenattacken können aber Wehen auslösen. Zusätzlich ist durch die Erkrankung der Körper geschwächt.
Hepatitis
Hepatitis A ist eine Entzündung der Leber, die vom Hepatitis-A-Virus ausgelöst wird. Die Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen. Zusätzlich färben sich Haut und Augen gelb, deshalb spricht man auch von Gelbsucht. Im Gegensatz zur Hepatitis B und C wird diese Erkrankung nicht chronisch und verläuft vor allem bei Kindern oft ohne Symptome oder nur sehr leicht.
Eine Hepatitis-Infektion während der Schwangerschaft ist sehr ernst zu nehmen, da eine Übertragung auf das ungeborene Kind grundsätzlich möglich ist. Hier erhöht sich vor allem das Risiko einer Frühgeburt oder einer Todgeburt. Auf Fehlbildungen, die durch Hepatitis ausgelöst wurden, gibt es aber bisher keine Hinweise.
Eine Impfung gegen Hepatitis A und B ist auch in der Schwangerschaft möglich und wird vor allem dann noch als nachträglicher Schutz empfohlen, wenn die Schwangere Kontakt zu infizierten Personen hatte.
Die Übertragung des Hepatitis-A-Virus erfolgt meistens über mit Fäkalien verunreinigte Lebensmittel oder Wasser. Im Schnitt vergehen zwei bis sechs Wochen, bis die Krankheit ausbricht (Inkubationszeit).
Als Hepatitis B bezeichnet man eine Leberentzündung durch eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV).
Das Hepatitis-B-Virus (HBV) ist hochansteckend und wird durch kleinste Spuren von Blut, Speichel und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Es tritt durch minimale Verletzungen in der Haut oder der Schleimhaut in den Körper ein. Bei kleinen Kindern kann das zum Beispiel beim Kratzen oder Beißen der Fall sein. Bei Erwachsenen gilt als Hauptübertagungsweg der Geschlechtsverkehr. Möglich ist aber auch eine Infektion durch Alltagsgegenstände wie Nagelscheren, Rasierapparate oder durch infizierte Spritzen, Bluttransfusionen, Tätowierungen oder Piercings.
Eine Infektion mit Röteln und Windpocken kann das ungeborene Kind schon im Mutterleib schädigen. Hepatitis B, in der Neugeborenenperiode erworben, kann zu lebenslangen, schweren Lebererkrankungen und sogar zum Leberkrebs führen.
Eine Infektion wird nur in sehr seltenen Fällen von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen. Weitaus häufiger ist es, dass eine Mutter, die das HB-Virus in sich trägt, ihr Kind bei der Geburt ansteckt. Nachdem die Krankheit bei Neugeborenen fast immer chronisch verläuft, wird das Baby in diesem Fall direkt nach der Geburt geimpft und zusätzlich mit Immunglobulin behandelt. Damit kann auch eine spätere Ansteckung z.B. beim Stillen verhindert werden. Ein Test auf HB-Antikörper wird in Deutschland beim Frauenarzt bei jeder Schwangeren um die 32. Woche herum durchgeführt.
Großeltern
Wichtig ist natürlich auch, dass sich die Großeltern der Paare mit Kinderwunsch frühzeitig vor Beginn der Schwangerschaft ihre Impfungen auffrischen. Es sei immer wieder schrecklich, diese Wunschkinder durch eine Nachlässigkeit im Impfschutz zu verlieren oder zu sehen, wie sie durch eine Infektion einen schweren, dauerhaften Schaden nehmen.
Wichtig
Auch nahestehende Angehörige wie Großeltern sollten ihren Impfschutz auffrischen, wenn Nachwuchs geplant ist. Die allermeisten Infektionen holen sich Schwangere und die neugeborenen Babys in ihrer engsten Familie. Wenn Impflücken bestehen, dann werden die Kosten für die Impfungen von den Krankenkassen übernommen.
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Bitte beachten Sie: Die hier gefundenen Informationen ersetzen keinen Arztbesuch. Wenden Sie sich bei Krankheiten und Beschwerden an einen Homöopathen oder Arzt.
Bild: website5