Wie gefährlich ist die neue Pille wirklich?
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Die neuen Anti-Baby-Pillen haben ein höheres Thrombose-Risiko, gemeint mit der neuen Pille sind die der 3. und 4. Generation. Die Pillen der neuen Generation werden trotzdem im Schnitt doppelt so oft verschrieben, wie die der ersten und zweiten Generation.
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Das ergab eine Studie der Techniker Krankenkasse und der Universität Bremen die aktuell in Berlin vorgestellt wurde.
Die Gründe für die häufige Verschreibung der neueren Pillen, trotz der erhöhten Thrombosegefahr, sieht Gerd Glaeske von der Universität Bremen hauptsächlich im besseren Marketing, mit dem die modernen Produkte im Internet und bei Fachärzten beworben werden und 2. dass die Pille gezielt weiter entwickelt wurde, um bestimmte Schönheitsidealen näher zu kommen, sie wird zum Lifestylepräparat. So wird damit geworben, dass die Produkte der dritten und vierten Generation zu weniger Pickeln, zu Gewichtsabnahme und zu einer größeren Oberweite führt. Jens Bass, der TK-Vorsitzende führte aus, dass die Pille aber ein Verhütungsmittel mit Nebenwirkungen bleibt und keine Beautycreme ist, die man schlucken kann.
Deswegen fordern die Krankenkassen, die Ärzte und pharmazeutische Unternehmen dazu auf, Patientinnen besser über etwaige Risiken aufzuklären. Eine Thrombose ist nicht zu unterschätzen, sie kann im schlimmsten Fall zu einer Lungenembolie und damit zum Tode führen, sagt Glaeske. Das Risiko liegt bei 0,05 %.
Nach der Studie der TK nehmen sieben Millionen Frauen in Deutschland die Pille. Bei jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahren sind es ca. 60 %, wovon die Hälfte eine Pille der dritten und vierten Generation nimmt.
Es gibt noch weitere Ergebnisse aus dem Pillenreport der Techniker Krankenkasse und der Universität Bremen. Die Ergebnisse des Pillenreports basieren zudem auf anderen Informationen der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm) und es wurden die verschiedensten Fachartikel ausgewertet.
Festzustellen wäre, dass auch die alten Hormonellen Mittel mit Levonorgestrel, die zur zweiten und damit älteren Pillen-Generation gehören, genauso sicher verhüten wie die neuen Präparate. Nur das die neuen Präparate weiterentwickelt wurden, um z. B. für reine Haut zu sorgen oder die Schmerzen während der Periode zu lindern.
Professor Glaeske führte aus, dass vor allem bei jungen Frauen, die nicht rauchen und kein Übergewicht haben, auf den ersten Blick nichts gegen die neuen Präparate spricht. Jedoch sagte er weiter, das neu nicht immer gleich besser ist, da die alten Pillen genauso gut vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen und vor allem ein geringeres Thromboserisiko haben.
Daten des BfArM wurden ebenfalls berücksichtigt. Das BfArM hatte zuletzt im Jahre 2013 zusammen mit den anderen europäischen Behörden neuere Studien und Daten zu den Risiken sogenannter kombinierter oraler Kontrazeptiva (KOK) untersucht. Man kam hier zu dem Ergebnis, dass der Nutzen bei allen zugelassenen neueren Pillen die Risiken überwiegen, da die venöse Thromboembolie mit neun bis zwölf Anwenderinnen pro 10.000 Frauen erhöht ist. Bei den älteren Mitteln liegt diese Zahl bei fünf bis sieben Patientinnen pro 10.000 Frauen.
Gefordert wird vor allem, dass Ärzte besonders ausführlich über die Risiken aufklären, wenn junge Erstanwenderinnen aus kosmetischen Grünen nach bestimmten KOK fragen. Die ärztliche Beratung sollte darauf abzielen, dass Verhütungspillen keine Lifestyle-Produkte sind. Die Pille bleibt ein Arzneimittel, die mir Risiken verbunden sind.
Aber auch die Pille der zweiten Generation hat unerwünschte Nebeneffekte. Christian Albrig, Präsident des Bundesverbandes der Frauenärzte führte aus, dass bei dieser Pille das Thromboserisiko wohl geringer ist, aber andere unerwünschte Nebeneffekte hat. Einige Frauen klagten bei diesen Pillen über Zwischenblutungen oder dauerhafte Menstruationsbeschwerden. Auch Akne oder unerwünschter Haarwuchs könnten die Folge sein.
Hauptsächlich verschreiben die Ärzte die neueren Pillen wohl, da einige Frauen sie besser vertragen. Die Zahlen der TK sagen aus, dass insgesamt 76.290 ihrer Versicherten die Pille verschrieben bekommen haben, die nach Einschätzung der Kasse ein höheres oder unklares Gesundheitsrisiko hat. 40.577 Frauen nahmen hingegen ein Präparat der älteren Generation ein. Daten, wie viele TK-Patientinnen tatsächlich an Thrombose erkrankten und welche Pille sie nahmen, konnte die Krankenkasse auf Anfrage jedoch nicht mitteilen.
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