Geburt – Dammschnitt oder Dammriss?
Symptome
Am besten keines von beiden! Viele Frauen hören die Begriffe Damm, Dammschnitt oder Dammriss das erste Mal während ihrer Schwangerschaft. Als Damm bezeichnet man bei der Frau das feste Gewebe zwischen Scheide und After. Der Damm ist ein wichtiger Teil der Beckenbodenmuskulatur und das Dammgewebe ist äußerst dehnbar.
Zu einem Dammriss kann es während des Geburtsvorgangs kommen, genauer während der Austreibungsphase, wenn der Kopf des Babys gegen das Gewebe drückt. Folgend Umstände können dazu führen, dass der Damm teilweise (kleine Risse) oder größer (Riss bis zum After) einreißt:
- Das Dammgewebe ist nicht dehnbar genug.
- Der Kopf des Babys ist zu groß.
- Das Baby kommt mit der Schulter oder in Steißlage zuerst.
- Die Geburt verläuft zu schnell.
- Das Baby muss mit Hilfsmitteln, wie Saugglocke oder Geburtszange geholt werden.
Kommt es zu einem Dammriss, wird die Verletzung in 4 Grade eingeteilt:
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Dammriss Grad 1: Eine leichte Verletzung der Haut von Scheide und Damm. Das Dammgewebe selbst ist nicht verletzt.
Dammriss Grad 2: Hierbei ist die Muskulatur des Damms gerissen, höchstens aber bis hin zum äußeren Schließmuskel. Der Schließmuskel ist davon nicht betroffen.
Dammriss Grad 3: Der Riss geht bis einschließlich des äußeren Schließmuskels des Afters.
Dammriss Grad 4: Bei dieser Verletzung reißt auch die Darmschleimhaut und die vordere Wand des Enddarms.
Zu größeren Einrissen des Damms, wie bei Grad 3 und 4 beschrieben, kommt es zum Glück eher selten. Hier müssen alle beschädigten Gewebsschichten genäht werden. Die Fäden lösen sich nach zwei Wochen von selbst auf.
Die meisten Dammrisse aber, wie in Grad 1 und 2 beschrieben, müssen noch nicht einmal genäht werden und heilen gut von alleine wieder ab.
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Früher wurde, um einen Dammriss zu vermeiden, vorbeugend routinemäßig ein Dammschnitt (Episiotomie) durchgeführt. Davon ist man heutzutage weitestgehend abgekommen, eher versucht man durch entsprechende vorbeugende Maßnahmen und spezielle Grifftechniken während des Geburtsvorgangs einen Dammriss zu verhindern. Doch auch wenn es zum Dammriss kommt, ist der Heilungsprozess in der Regel nicht so schmerzhaft wie bei einem Dammschnitt. Der gezackte Riss heilt meist genau so wieder zu, wie er gerissen ist. Bei einem Dammschnitt muss der gerade glatte Schnitt wieder verheilen, was länger dauert und schmerzhafter sein kann.
Der Vorgang selbst, nämlich der Moment wo der Damm einreißt, bleibt für die Frauen meist unbemerkt. Da das Gewebe durch das gegendrückende Baby zu dem Zeitpunkt so gut wie blutleer ist, kann es keine Schmerzen verursachen.
Trotzdem ist in manchen Fällen ein Dammschnitt erforderlich und kann sogar lebensrettend sein. So zum Beispiel, wenn während der Austreibungsphase Komplikationen auftreten, die Herztöne des Kindes abfallen und der Geburtsvorgang schnell beendet werden muss. Auch bei Frühgeburten kann es zu einem Dammschnitt kommen, um dem Frühchen den Austritt zu erleichtern.
Dammriss- Vorbeugen
Es gibt einige Mittel und Tipps einem Dammriss vorzubeugen. Ziel ist es, die Dehnbarkeit des Gewebes zu unterstützen. Die folgenden Maßnahmen und Mittel sind dafür zu empfehlen:
Damm-Massage
Ungefähr sechs Wochen vor dem Entbindungstermin kann die Frau durch eine regelmäßige Massage des Damms (3 bis 4 Mal pro Woche), die Dehnbarkeit des Gewebes erhöhen. Vorbereitend ist eine entspannte Umgebung ideal, wie ein Bad vorher sowie eine bequeme Position. Die Massage kann im Liegen, in der Hocke oder auch sitzend durchgeführt werden, ganz so wie es für die Schwangere selbst am entspanntesten ist. Die Fingernägel sollten kurz geschnitten sein, um Verletzungen zu vermeiden. Für die Massage eignen sich pflanzliche Öle, wie Mandelöl, Jojoba-Öl oder Weizenkeimöl. Zu Beginn das Öl zwischen den Fingern verreiben, so dass es sich erwärmt. Nun den Daumen vorsichtig in die Vagina einführen und mit den Fingerspitzen den äußeren und mit dem Daumen den inneren Dammbereich mit sanften und kreisenden Bewegungen von links nach rechts massieren. Das Gewebe etwas dehnen, in dem man den Daumen vollständig in die Vagina einführt und das Gewebe strahlenförmig in Richtung Vagina dehnt. Abschließend mit dem Daumen den Damm nach außen und unten wölben. Die Damm-Massage darf nicht unangenehm sein und darf auf keinen Fall Schmerzen verursachen.
Sitzbäder
Um das Dammgewebe zu lockern, werden regelmäßige Sitzbäder empfohlen. Als Badezusatz eignen sich besonders gut Heublumen oder Lindenblüten.
Hockend gebären
Vielleicht sollte man sich auch einmal über eine andere Position als die Liegende während des Geburtsvorgangs Gedanken machen. Bei der hockenden Position hilft die Schwerkraft und der Damm wird dabei nicht so stark belastet. Bei der Liegeposition dagegen, was hierzulande meist üblich ist, wird der Damm deutlich mehr belastet.
Dammriss, Dammschnitt - Behandeln
Und trotz aller vorbeugenden Maßnahmen kann es zu einem Dammriss kommen. Die Heilung ist meisten unproblematisch, ist aber gerade in den ersten Tagen nach der Entbindung recht unangenehm und schmerzhaft, besonders beim Sitzen oder beim Toilettengang. Dieser Wundschmerz ist völlig normal, kann aber durch entsprechende Maßnahmen und einfache Mittel gelindert werden.
Nach jedem Toilettengang sollte die Wunde gründlich gesäubert werden, so dass keine Darmbakterien eindringen können. Anschließend die Wunde ausreichend spülen, am besten mit warmem Wasser mit einem Kamillenzusatz. Anschließend den Damm mit Kamillensalbe oder Arnikasalbe behandeln, die Salbe vorsichtig auftragen.
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Bitte beachten Sie: Die hier gefundenen Informationen ersetzen keinen Arztbesuch. Wenden Sie sich bei Krankheiten und Beschwerden an einen Homöopathen oder Arzt.