Kann Kaffee die Leber schützen?
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Finnische Wissenschaftler haben Blutproben von ca. 8.800 Männern und 10.000 Frauen untersucht. Sie untersuchten die Blutproben auf das Enzym Gamma-Glutamyltransferase (GGT). Dieses Enzym ist besonders in erhöhter Konzentration zu finden, wenn die Leber durch übermäßigen Alkoholgenuss geschädigt ist.
Zudem wurde den Probanden die Frage gestellt, wieviel Kaffee und Alkohol sie täglich getrunken hätten.
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Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass jene Alkoholsünder, die täglich mehr als fünf Tassen Kaffee getrunken hatten, wesentlich niedrigere GGT-Werte aufwiesen, als jene die weitgehend auf Kaffee verzichtet hatten.
So bestätigten Forscher einmal mehr, dass Kaffee nicht nur gut schmeckt und ein guter Wachmacher und Diätbegleiter ist, sondern auch die Leber vor Alkohol bedingte Schäden schützen kann.
Das Kaffee gesund sei, ist nicht nur die Meinung von Kaffeefans, sondern inzwischen auch von einer Reihe von Forschern.
Kann man also jetzt, nachdem die Untersuchung ergab, dass Kaffee die GGT-Werte verringert, dass Feierabendbier oder den Rotwein am Abend getrunken besser genießen?
Die Meinungen über die gesundheitlichen Auswirkungen von einem hohen Kaffeekonsum gehen oft weit auseinander. So gibt es Studien, die dem regelmäßigen Trinken von Kaffee nur negative Auswirkungen zuschreiben und andere Studien, die genau das Gegenteil behaupten.
Finnland hat weltweit den höchsten Kaffeeverbrauch. So trinkt jeder Finne statistisch gesehen, durchschnittlich 12 Kilo aufgebrühten Kaffee jährlich. Auch in Deutschland ist Kaffee sehr beliebt. In Deutschland trinken ca. 86 Prozent der Bevölkerung täglich oder mehrmals wöchentlich Kaffee.
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In verschiedenen Studien wird darauf hingewiesen, dass Kaffee nicht nur eine belebende und konzentrationssteigernde Wirkung hat, sondern auch die Fettverbrennung im Körper anregt. Zudem soll das enthaltene Koffein auch vor Krebs schützen, da es freie Radikale unschädlich macht.
Um die tatsächlichen Auswirkungen von Kaffee auf die Leber einschätzen zu können, muss allerdings noch weiter geforscht werden.
Weitere Studien
England: Wissenschaftler der Universität in Southampton in England haben neun Langzeitstudien mit ca. einer halben Million Teilnehmer analysiert. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass zwei Tassen Kaffee am Tag das Risiko einer Leberzirrhose um 44 Prozent senken und das Risiko, an einer solchen zu sterben, womöglich fast halbieren könnte.
Das Ergebnis dieser Studie wurde im Fachjournal Alimentary Pharmacolagy and Therapeutics veröffentlicht.
Wird die Leber zu stark geschädigt, stirbt das Lebergewebe ab. Es kommt zunächst zur Leberfibrose, die sich zum Teil noch mit Medikamenten behandeln lässt. Bei der Leberzirrhose hingegen ist die Leber so stark vernarbt, dass sie ihre Funktion nicht mehr richtig erfüllen kann.
Eine Erkrankung an Leberzirrhose ist potenziell tödlich und es gibt keine Heilung.
Singapur: Forscher vom Department of Gastroenterology & Hepatology in Singapur kamen zu einem ähnlichen Ergebnis. So stellten sie in ihrer Untersuchung fest, dass Chinesen, die täglich zwei oder mehr Tassen Kaffee tranken, zu zwei Dritteln seltener an einer nicht-virusbedingten Leberzirrhose verstarben, als nicht Kaffeetrinker. Die Studie umfasste 63.275 Einwohner Singapurs mit chinesischer Herkunft. Die Wissenschaftler vermuten, dass vor allem der Kaffee-Inhaltsstoff Koffein den Stoffwechsel dahingehend beeinflusst, dass der Entstehung einer Leberzirrhose vorgebeugt wird. Das weitere Ergebnis der Singapore Health Study war, dass wohl auch die Substanzen Cafestol und Kahweol durch ihre antioxidative Wirkung die Leber schützen und so die Kaffeetrinker ein geringeres Leberkrebs-Risiko haben.
Fazit: Von kleineren Schäden erholt sich die Leber meist von allein. Nach den letzten Studien kann Kaffee sie jedoch dabei unterstützten.
Wie genau der Kaffee die Leber schützt, ist jedoch noch unklar. Das koffeinhaltige Getränk hat eine komplexe Mischung, die hunderte chemische Komponenten enthält und es ist unbekannt, welche dieser dafür verantwortlich sind, die Leber zu schützen.
Es muss noch sehr viel geforscht werden, um die tatsächlichen Auswirkungen von Kaffee auf die Leber einschätzen zu können.
Auch zu beachten ist, dass jeden Tag ein paar Tassen Kaffee zu trinken, nicht die systematischen Schäden, die durch Übergewicht oder Fettleibigkeit, zu wenig Bewegung oder exzessivem Alkoholkonsum entstanden sind, mildern oder zu beseitigen können.
November 2019
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