Todkranker Junge bekam neue Haut
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Der 7-jährige Hassan litt an einer Form der Epidermolysis bullosa, auch Schmetterlingskrankheit genannt.
Bei dieser Krankheit ist die obere Hautschicht (Epidermis) nur unzureichend mit der darunterliegenden Hautschicht (Dermis) verbunden. Es kommt schon bei kleinsten mechanischen Belastungen zu Blasenbildung und zur Ablösung der Haut. Als Folge entstehen massive chronische Wunden.
Um eine Verankerung der beiden Hautschichten zu ermöglichen, ist ein Protein verantwortlich, dass sogenannte Laminin-332. Sind nun bestimmte Gene fehlerhaft, die für die Bildung des Proteins verantwortlich sind, kommt es zur Erkrankung in verschiedenen Varianten und Schweregrade. Eine Heilung ist bisher nicht möglich.
Durch diese Erbkrankheit ist nicht nur die Lebensqualität eingeschränkt, es kommt auch häufiger zu Hautkrebs.
Als Hassan 2015 in das Brandverletzungszentrum der Bochumer Klinik kam, waren durch die lebensbedrohliche Erbkrankheit schon 60 Prozent seiner Hautoberfläche zerstört.
Der Junge war durch die schweren chronischen Wunden und durch die Infektion völlig ausgezehrt. Die normalen Behandlungen schlugen zudem nicht an, so dass nur eine palliativmedizinische Behandlung in Frage kam.
Auf Wunsch der Eltern suchten die Mediziner nach experimentellen Therapiemöglichkeiten für die weitere Behandlung. So stießen sie auf Arbeiten von Michele De Luca, der am Center for Regenerative Medicine der Universität Modena (Italien) eine Gentherapie für diese Erkrankung an zwei Patienten getestet hatte, allerdings nur an kleineren Hautbereichen.
Nach Klärung aller rechtlichen und organisatorischen Fragen, die für eine Gentherapie nötig sind, schickten die Bochumer Ärzte einige Hautzellen des Jungen an die italienischen Experten.
Die italienischen Experten isolierten die epidermalen Stammstellen aus den Hautzellen. Danach schleusten sie ein gesundes Gen mit Hilfe von sogenannten retroviralen Vektoren ein. Das sind wiederum veränderte Viruspartikel für den gezielten Gentransport.
Diese so genmodifizierten Stammzellen wurden in einem Reinraumlabor gezüchtet und dann zu Hauttransplantaten verarbeitet.
Die Bochumer Wissenschaftler transplantierten dann das nachgezüchtete Gewebe in erstmal drei Operationen. Sie ersetzten so 80 Prozent der Haut des Jungen.
Tobias Rothoeft von der Kinderklinik Bochum erzählte, dass der Junge nach der ersten Operation wie eine Mumie in seinem Bett lag. Nach der zweiten Operation verbesserte sich sein Zustand enorm.
Er ist heute, knapp zwei Jahre nach dem Eingriff, weitgehend frei von Beschwerden. Die Forscher stellen ihre Therapie, die unter Leitung von Bochumer Wissenschaftlern erfolgte, im Fachblatt "Nature" vor.
Heute geht Hassan zur Schule, seine Haut ist stabil und er spielt sogar Fußball.
Auch Verletzungen an seiner neuen Haut heilen wie bei jedem anderen Kind.
Die neue Haut von Hassan enthält etwa so viel Protein Laminin-332 wie die gesunde Haut anderer Kinder, teilten die Wissenschaftler mit.
Durchgeführt wurde diese Gentherapie unter Leitung von Bochumer Wissenschaftlern.
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Bitte beachten Sie: Die hier gefundenen Informationen ersetzen keinen Arztbesuch. Wenden Sie sich bei Krankheiten und Beschwerden an einen Homöopathen oder Arzt.